1983 war für uns einfach ein Topjahr, bei dem eigentlich alles was wir machten gelang, 1984 konnte man dafür fast völlig abschreiben. Unser Plan war in diesem Jahr die Deutsche Rallye Trophäe zu bestreiten. Der erste Lauf war die Winterrallye Marktredwitz.
Winterrallye Marktredwitz 1984 - 1. Lauf zur Deutschen RallyeTrophäe
Die einzigen Reifen die für den Fiat bis dahin in der Gruppe G homologiert wurden, waren leider nur 185-60/14. In dieser Dimension gab es aber damals noch keine Winterreifen. Das hatte ich schon mal in meiner Vergangenheit.
Mit unseren 165-65/14 hieß es also ab in die Gruppe A, wollten wir also fahren, dann mussten wir wohl oder übel in diesen sauren Apfel beißen.
(Am Start der Marktredwitz Winterrally 1984 - Freitag Nachtprolog mit Lichterbaum)
Entsprechend nervös gingen wir an den Start. Die Längen der Wertungsprüfungen hatten nun ganz anderes Kaliber. Sind wir zuvor Prüfungen mit Längen von 800 Metern bis zu 5 Km gefahren, hatte nur die erste Prüfung schon eine Länge von 28 Kilometern und dies dann auch noch in der Nacht und mit Schneesturm. In der ersten WP lief ich dennoch sehr auf den Vordermann auf der mir dann auch noch problemlos Platz machte. Das ist auf solchen Pisten gar nicht so einfach, die Spuren sind eng und auch nicht einfach zu verlassen, was ich auf der WP7 schmerzlich zu spüren bekomme. Ich fahre eine Topzeit nach der anderen, Schnee ist halt mein Medium.
( WP6 - Samtag wir jagen den Gesamtführenden )
WP7 - ich laufe auf Startnummer 15 auf, auch er versucht mich möglichst schnell vorbei zu lassen. Er geht aus der Spur... und dreht sich dabei leider quer. Um einen Umfall zu vermeiden nehme ich den Notausgang. Nach knapp 1 1/2 Stunden Schneeschaufeln sind wir wieder auf der Piste, und natürlich auch nicht mehr in der Karrenzeit. Aufladen .. und vorbei.
Die nächste Hiobsbotschaft
Achim erhält von Vater Staat eine Einladung zum Wehrdienst, das ist das Aus für Ihn und unsere Pläne. Ich mache alleine mit kleineren Brötchen weiter.
Rally Lauingen 200 - erneut ein Rahmenschaden
Mangels Beifahrer wird kurzerhand entschieden das meine damalige Freundin ( heutige Ehegattin ) den Platz als Fahrer im Servicewagen gegen den "Heißen Sitz im Rallyeauto" tauscht. Wir testen mehrere Tage Aufschrieb und getimetes Runterbeten, es klappt eigentlich erstaunlich gut. Als ersten Test wollen wir eine Rallye200 in Dillingen fahren. Ganz ohne Druck nur zum Spaß damit Annette ein Gefühl für so eine Veranstaltung bekommt. Ich fahre mit 90% so der Plan.
Sie liest sehr gut und fehlerfrei, dabei hat Sie auch ein tolles Timing, das wird schon.
Vor der letzten WP kommt es nach einem Crash zu einer längeren Verzögerung und wir müssen alle warten. Während dieser Wartezeit werden die bisherigen WP Ergebnisse von den Zeitnehmern aufgeschnappt. Es führt im Gesamt der 911'er Freisler-Porsche und nur 1,2 Sekunden dahinter ist der "bunte Fiat Ritmo"!
Ich entscheide mich spontan ( ohne Wissen meiner Frau natürlich, ich will Sie nicht nervös machen ), das aus der entspannten "Eingewöhnungsfahrt" mit 90%, nochmal weitere 11% draufgelegt werden. Den Gesamtsieg hol ich mir.
( die letzten Sekunden vor dem Abflug )
Sehr schnell spürt Sie das auf dieser WP etwas anders ist. Ich fahre nicht mehr auf Sicht, sondern voll nach Aufschrieb. Bis dahin hatte Sie ja auch toll gelesen, es wird nun aber alles etwas hektischer. Beim Umblättern im Aufschrieb passiert es dann. Sie hat in dieser Anspannung den letzen Seiteneintrag übersprungen.
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200 L5 voll
100 R5 voll
100 L4- über Kuppe out in ( ausgelassen ! )
--- neue Seite ----
80 L5 voll über Kuppe
und schon ging es dahin. Wie man im Bild oben sieht, bin ich schon sehr weit rechts nach der Kuppe und aus der Richtung, einfach zu schnell. 30 Meter später schiebt mir ein Drainagerohr das rechte Federbein in den Motorraum. Aus und Vorbei !
Die Saison ist zu Ende
Ich entscheide das ich den Rest des Jahres dazu verwende, den Ritmo neu und stabiler aufzubauen. Wie sich zeigte war der Vorderbau des Ritmo für den relativ schweren 2 Liter Motor einfach zu schwach konzipiert. Da der Trümmerhaufen sowieso wieder auf die Richtbank musste, verpasste ich Ihm in den nächsten Wochen einen stabileren 4-Kantrohrrahmen Vorderbau, der von außen vom Original nicht zu unterscheiden war.
Und jetzt wird teuer ...
Über verschlungene Wege. Der kennt einen, der ein kennt, der eine kennt. und so weiter.. Komme ich in Kontakt mit Fiat Abarth in Turin. Dort kann ich einen 285 PS, Ex-WM-Werksmotor ergattern, den Attillio Betega 1981 auf der Akropolis Rally, in einem Abarth131 fuhr. Grundüberholt und für die "lächerliche" Summe von 12500,-- Märker.
Jetzt dreht er durch !
Keine Ahnung welches Pferd mich damals geritten hat, aber das Ding musste ich haben. Wenn auch etwas abgespeckt, der deutsche TÜV hatte was gegen die 48 Solex, so musste ich mit den vorschriftsmässigen 42'er Webern begnügen. Nichts desto trotz, hatte ich Dampf auf der Vorderachse, daß ich innerlich Zweifel bekam, ob ich das Ding überhaupt noch fahren kann. Das Drehmoment machte mir große Probleme. Fichtel&Sachs machte es möglich, sie kombinierten eine Kupplungsscheibe vom Lancia Stratos mit dem Getriebedorn vom Fiat Ritmo TC125. Das neue Jahr konnte kommen.
1985 sollte das letzte Jahr werden in dem ich eine Rallyeveranstaltung fahren würde, auch wen ich dies zu Beginn des Jahres noch nicht wusste. Finanziell deutlich angeschlagen ( nach den Motorkosten ! ), kam es dann leider nur noch zu 2 Veranstaltungen. Danach wurde entschieden das ich wenn auch etwas verspätet, mit meinem Informatikstudium beginne, was das "Aus" für alle weiteren motorsportlichen Aktivitäten bedeutete. Mit BaföG ist Motorsport kaum noch oder besser gesagt kaum möglich.
Aber zuerst einmal der Reihe nach...
Rallye200 Waldkraiburg
Der erste Einsatz für meine neue Powermaschine. Eine reinrassige Teerveranstaltung mit vereinzelten Eisplatten, wir sind ja noch früh im Jahr. Annette wieder als Beifahrer, inzwischen jedoch, durch unsere umfangreichen Wintertestfahrten mehr abgebrüht und in Topform. Diese Veranstaltung war eher für mich das Problem, denn ich wusste wie schnell diese "Karre" auf Teer sein konnte ( nach 7 Sekunden war ich auf 140, und wir sprechen von 1985 !) und das machte mir ehrlich gesagt, etwas Angst, ob ich dieses Infernoauto noch in den Griff bekomme werde. Aber da musste ich nun durch.
( Rallye Waldkraiburg 1985 - Gesamtbestzeit WP1 )
Es geht leichter als ich dachte. Persönich gefühlt viel zu langsam und zu vorsichtig, gebe ich meinen Kollegen auf den 4,5 Km der WP1 mal schnell 11 Sekunden mit. Dennoch habe ich auf dem Rest der Veranstaltung immer das Gefühl viel zu langsam und viel zu vorsichtig zu sein. Am Ende der Rallye hat der Ritmo125TC insgesamt 46 Sekunden Vorsprung. Das Fahrzeug hat Potential so kann es weitergehen.
Gesamt und Klassensieg, best Mixteam etc..
Beim Aufladen auf den Hänger dann die erste Katastrophe, der Öldruck ist weg!
Was ist denn nun wieder los? Sofort den Motor abstellen, alle anpacken und auf den Hänger schieben. Zuhause werden wir den Fehler ( hoffentlich ) schon finden.
Die große Fehlersuche
Zuhause machen wir als erstes mal die Ölwanne auf und werfen schnell ein Blick auf die Pleullager. Das kann doch nicht sein, alle Lager blau und im Eimer !
Ein Blick auf die Kurbelwellenlager macht auch nicht gerade glücklich. Also ein Pleuellager und ein Kurbellager einpacken, und nach Turin zu Abarth schicken. Was haben die da vermurkst ?
Hersteller machen keine Fehler :( !!!
Nach 2 Wochen kommt die Anfrage ob ich auch die Anlauflager der Kurbelwelle ( die steuern das seitliche Spiel der Kurbelwelle ) zusenden kann. Ich sende und bekomme prompt eine Antwort. Die "F&S Lancia Stratos Kupplungsplatte" hat so hohe Kräfte, das sie mit jedem kuppeln die Kurbelwelle um einige 1000/mm nach vorne verschiebt, damit die Pleuel verkanntet und logischer Weise auf längere Sicht die Lager demoliert. Was nun auch der Fall war. Ein spezieller Anlaufring für schlappe 600 DM soll das Problem nun beheben. Fehlen nur noch die Kosten für 4 Pleuellager und 5 Kurbelwellenlager vom Abarth, nochmal schnell 1200 DM. Und die "Machina" läuft wieder wie eine neue Orgel.
Rallye200 Gablingen 1985
Sie sollte unsere letzte Rallyeveranstaltung werden, was ich zu diesem Zeitpunkt natürlich aber noch nicht wusste.
Inzwischen hatte ich, nicht ganz TÜV konform auf 48 Weber gewechselt. Den Unterschied konnte sowieso kein ONS Kommisar erkennen. Ok, nicht ganz legal, aber einfach geil! Endlich die volle Dröhnung, sprich 285 Pferde am rechten Fuss. Was natürlich am tollsten war. Man sah meinem Pony die Power einfach nicht an.
Noch einmal konnten wir alle Pokale die möglich waren abräumen. Die neuen Vergaser trieben den Verbrauch aber in ungeahnte Höhen. Ein Verbrauch von 48Litern auf 100Km zwang uns tatsächlich zum Nachtanken zwischen den WP's damit wir das Ziel erreichen konnten.
Ende eine Ära
Schluss mit Lustig. Nach mehr als 5 Jahren schulischer Pause fällt die Entscheidung das ich nun doch ein Studium beginnen werde. Über ein Inserat in der RallyeRacing muss ich mich mit großen Krokodilstränen von meinem Fiat trennen. Er geht zurück in seine Heimat, nach Salerno ( Sprich Mafia ).